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14.12.2009

Das Krankenhaus als Wirtschaftsfaktor

Ein Krankenhaus ist viel mehr als nur eine wichtige Einrichtung innerhalb der Gesundheitsversorgung. Es ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die betreffende Region. Ein Interview von Andreas Gillner mit Alfred Ruppel.

v. l.: Andreas Gillner, Lokalanzeiger mit Alfred Ruppel, kfm. Direktor des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Montabaur im Gespräch.
v. l.: Andreas Gillner, Lokalanzeiger mit Alfred Ruppel, kfm. Direktor des Krankenhauses
der Barmherzigen Brüder Montabaur im Gespräch.

Eine Region mit einem Krankenhaus kann sich glücklich schätzen


von Andreas Gillner ( Lokalanzeiger)

MONTABAUR. Gleich, ob Tag der offenen Tür oder ein Sommerfest - ein Krankenhaus besuchen wir gerne, sofern es dort etwas zu feiern oder zu besichtigen gibt. Doch ein Krankenhaus ist viel mehr als nur eine wichtige Einrichtung innerhalb der Gesundheitsversorgung. Es ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die betreffende Region.

Wir wissen viel über die medizinischen Möglichkeiten unserer Krankenhäuser. Doch was wissen wir eigentlich über das Unternehmen Krankenhaus? "Wenig", werden wohl die meisten Menschen an dieser Stelle sagen. Dabei agieren unsere Krankenhäuser auf dem Gesundheitssektor wie jedes andere Unternehmen in anderen Wirtschaftsbranchen. Sie müssen rechnen, ihre Wirtschaftlichkeit immer wieder prüfen, sich im Wettbewerb behaupten und in Zeiten knapper Kassen einerseits sparen andererseits ihrem Gesundheitsauftrag gerecht werden. Oft genug müssen die verantwortlichen Krankenhausmanager einen Spagat machen zwischen Auftragserfüllung und Wirtschaftlichkeit. In Zahlen ausgedrückt sieht es beispielsweise so aus: "Wir verbrauchen jährlich 20 000 Kubikmeter Wasser und 1 900 000 Kilowattstunden Strom sowie 300 000 Kubikmeter Gas", erläutert Alfred Ruppel, Kaufmännischer Direktor des mit 171 vollstationären Betten und sechs teilstationären Behandlungsplätzen ausgestatteten Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Montabaur, das im vergangenen Jahr 2008 einen Gewinn von 160 000 Euro erzielte und dessen geplante Gesamterträge im Jahr 2009 rund 19 Millionen Euro betragen. Insgesamt kommt das Haus in diesem Jahr auf 12,5 Millionen Euro Personalkosten sowie 6,5 Millionen Sachkosten. Für
900 000 Euro sind Investitionen getätigt worden oder in Planung. Gleichzeitig spült das Land Rheinland-Pfalz 380 000 Euro pauschale Fördermittel in die Kassen des Hauses. Es versteht sich von selbst, dass das Krankenhaus damit speziell für die Region Montabaur auch ein wichtiger Arbeitgeber ist. "Wir beschäftigen 350 Mitarbeiter, davon 220 Vollkräfte", so Ruppel. "Allein am Patienten arbeiten 160 Vollkräfte". Nicht minder wichtig ist das Haus auch als Ausbildungsbetrieb. Insgesamt 45 Ausbildungsplätze im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege sowie zwei Ausbildungsplätze im Kaufmännischen Bereich werden hier derzeit angeboten. Was kaum jemand weis ist, dass ein Krankenhaus dieser Größe 60 bis 80 verschiedene Berufe unter einem Dach vereinigt. "Wir beginnen mal bei den Pflegeberufen", erläutert Ruppel, "und können Berufe wie den Alten-, oder Krankenpfleger aufzählen, den Krankenpflegerhelfer, die Arzthelferin, gehen weiter zu der Arztsekretärin, dem Bauleiter, dem technischen Leiter, dem technischen Ingenieur, den Bank- und Verwaltungsangestellten bis hin zu den Marketingassistenten. Wir haben also nicht nur medizinische Arbeitsplätze, sondern auch Berufsbilder, bei denen man auf den ersten Blick gar nicht meinen würde, dass sie im Krankenhaus eine Rolle spielen. Hinzu kommen selbstverständlich die klassischen akademischen Berufe wie Arzt, Apotheker oder der Betriebswirt."
Doch ein Krankenhaus wie das der Barmherzigen Brüder in Montabaur ist nicht nur Arbeitgeber, sondern auch Auftraggeber für die lokalen mittelständischen Betriebe. Insbesondere im Instandhaltungsbereich wird auf Firmen der Region zurückgegriffen. "Dadurch vergeben wir Aufträge und untermauern den Wirtschaftsfaktor Krankenhaus", sagt Ruppel. "Außerdem nehmen wir Lebensmittel aus der Region ab, die nicht nur der Versorgung der Patienten, Mitarbeiter und Besucher dienen, sondern auch für die externe Belieferung von Schulen und Kindergärten". Insgesamt stellt das Krankenhaus bis zu 120 000 Essen im Jahr her.
Dass das Unternehmen Krankenhaus somit auch viel Geld kostet steht außer Frage. Doch wie finanziert es sich? "Jedem stationären Aufenthalt wird eine DRG, das heißt eine Fallpauschale zugeordnet", sagt Ruppel. "Je nach Schwere des Krankheitsfalles gibt es einen Preis, der aus verschiedenen weiteren Faktoren, wie dem sogenannten Landesbasisfallwert, sowie Abzüge oder Aufschläge für leichtere oder schwerere Fälle einen Rechnungsbetrag ergibt. Diesen stellen wir den Krankenkassen oder Patienten in Rechnung. Damit ist der gesamte Behandlungsfall abgegolten, gleich, ob der Patient viel oder wenig isst, oder weitere Medikamente, wie ein Schlaf- oder Schmerzmittel wünscht". Mit diesen Einnahmen muss der Betrieb Krankenhaus, einschließlich der erheblichen Personalkosten auskommen. Auch wenn diese Vergütung pro Behandlungsfall ein nach Meinung des Direktors Ruppel "perfektionistisches und faires" System darstellt, weil das Ziel verfolgt wird, dass jedes Krankenhaus für die Behandlung eines gleichen Falles das gleiche Geld bekommt, liegt die Achillesferse des Systems darin "dass der Sicherstellungsauftrag durch das Preisleistungssystem nicht abgebildet wird". Hiermit ist gemeint, dass das Krankenhaus die Notfallversorgung mit einer 24-Stunden-Bereitschaft und den erforderlichen Mindestbesetzungen an Personal vorhalten muss. An 365 Tagen im Jahr wird im Rahmen der Notfallversorgung jeder behandelt, ohne dass das DRG-System diese Vorhaltekosten adäquat vergütet. Heutzutage mit ein Punkt, der Krankenhäuser wie das der Barmherzigen Brüder in Montabaur mit 6500 stationären Patienten pro Jahr und einer durchschnittlichen Verweildauer von unter acht Tagen zu Sparmaßnahmen zwingt. "Auch wenn wir ein eigenständiges Krankenhaus sind, brauchen wir somit Kooperationen, die zu einer engeren Verzahnung führen", erläutert Ruppel die Zukunftsstrategien. "Auch wenn wir die Notfall-, Grund- und Regelversorgung in der Region nie in Frage stellen dürfen, arbeiten wir bereits heute eng mit dem Katholischen Klinikum Koblenz ( Marienhof und Brüderhaus), welches ebenfalls zum Verbund der Barmherzigen Brüder Trier e.V. gehört zusammen. Auch die Notfallversorgung muss im Netzwerk abgestimmt miteinander aufgebaut werden, das heißt die Vertragspartner, auch andere Kliniken und niedergelassene Ärzte, die in den Bereichen unterwegs sind, müssen miteinander reden. Auch innerhalb der Trägerstruktur bedarf es einer Fortführung der Vernetzung, um die Qualifizierung der Ärzte, insbesondere im Rahmen der Facharztausbildung zu gewährleisten. Nur so können wir erreichen, dass nicht nur in Deutschland allgemein, sondern auch in unserer ländlichen Region genügend gut ausgebildete Ärzte zur Verfügung stehen. Dies gewährleisten wir im Übrigen durch die Vergütung, die eng an den öffentlichen Tarifvertrag angelehnt ist und abweichend von diesem neben Urlaubs- auch Weihnachtsgeld vorsieht. Wir hoffen damit für gut ausgebildete Menschen auch eine attraktive Arbeitsstätte zu sein."
Außerdem: "Wir haben in Deutschland rund 2000 Krankenhäuser", sagt Ruppel. "Eine Region, die eines davon besitzt, kann sich meiner Meinung nach glücklich schätzen."

 
 

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