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21.02.2014

„100 Jahre? Das ist wirklich unglaublich!“

„Wo sind all die Jahre nur hingegangen?“ Fast ein wenig ungläubig blickt Sr. Bonaventura, Ordensschwester der Schwestern vom Heiligen Geist, auf den 23. Februar 2014 – jenen Tag, an dem sie 100 Jahre alt wird. „Das ist wirklich unglaublich. Manchmal frage ich mich, ob ich träume.“

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"Wo sind all die Jahre nur hingegangen?" Fast ein wenig ungläubig blickt Sr. Bonaventura, Ordensschwester der Schwestern vom Heiligen Geist, auf den 23. Februar 2014 - jenen Tag, an dem sie 100 Jahre alt wird. "Das ist wirklich unglaublich. Manchmal frage ich mich, ob ich träume."


Duttweiler im Februar 1914. Hier, in einem kleinen pfälzischen Weindorf, wird Sr. Bonaventura geboren. Wenige Monate bevor der Erste Weltkrieg ausbricht. Hier wächst sie auf, besucht die Schule. "Danach bin ich in Stellung gegangen." Früher hieß das, seinen Dienst antreten - etwa im Haushalt. Zunächst arbeitete sie bei einer Familie mit zwei Kindern, später für sechs Jahre als Hausgehilfin im Landeskrankenhaus Homburg an der Saar. "Eine Freundin hat mich dann überredet, zwei pensionierte Lehrerinnen zu betreuen." Die Schwestern lebten gemeinsam in Saarbrücken, drei Jahre lang kümmerte sich Sr. Bonaventura dort um den Haushalt.

"Dann wurde es allerdings brenzlig, wir mussten dort weg. Überall standen bereits Soldaten mit Gewehren, die Region wurde evakuiert." Das war im Mai 1939, Deutschland stand kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. "Wir sind dann mit Sack und Pack geflohen. Nach Altenkirchen im Westerwald." Als im September der Krieg ausbricht, wird jedoch auch die neue Heimat nicht verschont. "Es gab dort keine Bunker. Die Menschen flüchteten sich in Häuser, die aber zumeist nur aus Lehmsteinen gebaut waren. Viele Menschen starben bei Angriffen aus der Luft."

Andere suchten bei Sr. Bonaventura und den beiden pensionierten Lehrerinnen Zuflucht. "Zwei weitere Geschwister, ein Kind, ein Bankdirektor - immer wieder wurden Menschen aus anderen Regionen evakuiert, kamen so nach Altenkirchen und lebten bei uns." Doch auch hier flüchteten die Menschen immer wieder vor den Luftangriffen. "Wir sind dann zu Fuß und mit dem Bollerwagen ins benachbarte Dorf nach Michelbach gegangen, in der Hoffnung, dass der Ort nicht bombardiert wird. Aber dort waren schon viel zu viele Menschen." Auf dem Fußweg dorthin flogen die Alliierten über die Köpfe der Flüchtenden hinweg ihre Angriffe. "Es hieß immer, die schießen auch auf Zivilisten. Und wir hatte keine Chance uns auf dem Weg zu verstecken. Sie flogen auch ganz tief über uns, aber sie haben Gott sei Dank nicht geschossen."

Insgesamt 14 Jahre lebt Sr. Bonaventura bis zum Tod der beiden Schwestern als Haushälterin in Altenkirchen. Als auch die zweite Schwester im Juni 1953 starb, schrieb sie einen Brief an den Marienhof. "Ich wollte gerne ins Kloster gehen, durfte mich im November 1953 hier vorstellen." Mit dem Bus ging es nach Koblenz, dabei nur einen kleinen Koffer. Den Moment, als sie am Marienhof ankam, wird sie nie vergessen: "Als ich das Portal und das Türmchen sah, da hat eine Stimme zu mir gesagt: Hier bleibst du."
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Am 2. November 1953 wurde sie ins Kloster aufgenommen, am 17. September 1954 erhielt sie die Nachricht, dass sie 1955 eingekleidet wird. Sr. Bonaventura wird in diesem Jahr nicht nur 100 Jahre alt, sie gehört nun auch seit 60 Jahren der Ordensgemeinschaft der Schwestern vom Heiligen Geist an. "Ich bin damals noch einmal nach Hause nach Altenkirchen gefahren, habe mich von Freunden und Bekannten verabschiedet und gesagt, ich gehe jetzt ins Kloster."

Mit der Einkleidung im März 1955 war Sr. Bonaventura zunächst Novizin, zwei Jahre später legte sie die erste Profess ab, 1962 dann die ewige Profess. Sie arbeitete im Marienhof erst in der Hauswirtschaft, später dann auch als Gästeschwester für den Orden. Sie kümmerte sich zudem viele Jahre lang liebevoll um die zahlreichen "Armenbriefe und Bettelbriefe, die uns erreicht haben". Oft schickte sie Pakete etwa in die ehemalige DDR. "Eine Familie, die einst aus Schlesien geflohen war, ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Die waren damals mit acht Kindern geflohen und lebten in der DDR." Der Kontakt brach nie ab, noch im Oktober des vergangenen Jahres schickte sie den Kindern und Enkelkindern selbstgehäkelte Deckchen. "Natürlich ist die Familie längst nicht mehr bedürftig. Aber wir haben uns trotzdem immer noch ausgetauscht." Überhaupt ist das Häkeln eine große Leidenschaft der bald 100-Jährigen. "Ich habe immer am Fenster gesessen und gehäkelt, dazu im Radio mir Vorträge und Messen angehört. Nur beim Gebet, da habe ich dann immer Fehler gemacht. Aber Gebet heißt eben auch Gebet, und nicht arbeiten."

Gesundheitlich geht es Sr. Bonaventura auch heute noch sehr gut. "Nur die Beine wollen nicht mehr. Aber mit dem Rollator geht es." Sie lebt heute auf der Krankenstation des Ordens im Marienhof. Noch immer schaut sie sich gerne Gottesdienste im Fernsehen an oder hört kirchliche Sendungen im Radio. Gerne hört Sie Papst Franziskus zu, der zehnte Papst, den Sie erlebt. "Pius der Zehnte war damals mein erster Papst. Fasziniert haben sie mich aber alle."

Zu ihrem Geburtstag lädt Sr. Bonaventura niemanden ein - aus einem einfachen Grund: "Im Februar ist es oft glatt. Ich möchte nicht, dass mich jemand besuchen kommt und auf dem Weg passiert etwas. Das würde ich mir immer vorwerfen. Ich freue mich natürlich trotzdem über jeden, der kommt." Gratulieren wird an diesem Tag unter anderem der Trierer Bischof Ackermann, der am Tag Ihres Geburtstages die Schwestern besucht und auch die Heilige Messe halten wird. Bei der Frage, wie alt sie noch werden möchte, zögert Sr. Bonaventura keine Sekunde: "Bis der liebe Gott mich holt."
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Die Ordengemeinschaften Barmherzigen Brüder Trier e.V. und die Krankenpflegegenossenschaft der Schwestern vom Heiligen Geist sind Träger des Katholischen Klinikums Koblenz · Montabaur. Die beiden in Koblenz gegründeten Ordensgemeinschaften blicken auf eine gemeinsame Entstehungsgeschichte zurück.

Gemeinsame Wurzeln

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