16.09.2016
Es ist kurz nach 20 Uhr, ein Dienstagabend, als plötzlich die Brandmeldeanlage im Brüderkrankenhaus Montabaur Alarm schlägt. Es vergehen nur Minuten, bis die Freiwillige Feuerwehr Montabaur mit einem kompletten Löschzug vor Ort ist. Das Katholische Klinikum • Koblenz Montabaur und die Freiwillige Feuerwehr proben, um für den Ernstfall gerüstet zu sein.
An
der Pforte verschafft sich der Einsatzleiter kurz einen Überblick über die
Alarmsituation. Im Untergeschoss, im Bereich der Physiotherapie, scheint ein
Feuer ausgebrochen zu sein. Sofort geht es mit einem ersten Trupp Atemschutzgeräteträgern
in den Teilbereich, in dem schnell klar wird: Der "Angriff" kann nur von der
Rückseite des Gebäudes erfolgen. Sofort greifen die Mechanismen, werden
Fahrzeuge umgestellt, kurze und knappe Kommandos gegeben und alles vorbereitet
für die ersten Maßnahmen. An diesem Abend ist es zum Glück nur eine Übung - und
dennoch wird das Szenario bis ins letzte Detail durchgespielt.
"Sind noch
Personen im Gebäude?" Der Einsatzleiter der Feuerwehr und der Einsatzleiter des
Katholischen Klinikums sind mit die ersten Personen vor Ort, gehen sofort in
den Dialog. Bruder Matthias, stellvertretender Hausoberer am Brüderkrankenhaus,
trägt nicht nur eine Weste, die ihn für alle sichtbar als "Einsatzleiter Stab"
zu einem wichtigen und wertvollen Ansprechpartner des Klinikums macht, er gibt
auch erste Informationen über die Räumlichkeiten. Diese liegen dem
Einsatzleiter ohnehin als Lageplan vor, doch ein Plan im Zusammenspiel mit
kurzen, knappen Erklärungen formt noch schneller ein hilfreiches Bild für die
Einsatzkräfte. "Nein, wir wissen derzeit nicht, ob sich noch Personen in diesem
Bereich befinden. Zu dieser Uhrzeit ist die Physiotherapie normalerweise nicht
mehr besetzt."
Doch das
hier ist eine Übung - und da sind die Umstände in der Regel nie "normal". So
auch an diesem Abend, an dem die Einsatzkräfte nicht nur drei Behandlungsräume
"im Vollbrand" vorfinden, sondern auch insgesamt sechs Verletzte. Manche sind
ansprechbar, andere bewusstlos. Mit mehreren Zweier-Trupps
Atemschutzgeräteträgern geht es in das Innere des Gebäudes. Auf der Wiese
hinter dem Krankenhaus bestimmen Feuerwehrfahrzeuge, große Lichtstrahler und viele
Schläuche für die Wasserversorgung das Bild an diesem lauen, aber längst
dunklen Sommerabend. Aus dem Bereich, in dem das "Feuer" ausgebrochen ist,
ziehen "Rauchschwaden" durch die Fenster in den dunklen Abendhimmel. An manchen
Fenstern beobachten Patienten das Geschehen rund um die Übung - alle
Mitarbeiter und Patienten waren im Vorfeld über die Brandschutzübung informiert
worden. Nur die Einsatzkräfte, die im Inneren gegen die "Flammen" kämpfen,
kannten die Lage nicht.
Es vergehen
nur Minuten, bis die ersten "Verletzten" geborgen werden. Bruder Matthias
beobachtet das Geschehen. An seiner Seite Franz-Josef Gläßer (Technischer
Leiter des Klinikums) und der Architekt Volker Simon (Montabaur) - beide nutzen
die Übung, um wichtige Erkenntnisse zu erlangen: Was läuft gut? Wo gibt es noch
Dinge, die man optimieren könnte? Es gilt, möglichst alle Eventualitäten zu
beachten, um die größtmögliche Sicherheit für die Patienten zu gewährleisten.
Als auch der letzte "Verletze" geborgen ist, kommt über Funk der Befehl
Übungsende.
"Es hat sich
gezeigt, dass es sehr gut war, dieses Szenario zu üben", sagte Sascha Mathis,
Wehrführer der Feuerwehr Montabaur. Rund 30 Einsatzkräfte des Löschzuges
Montabaur und der Freiwilligen Feuerwehr Horressen waren in die Übung aktiv
eingebunden. "Das Gebäude ist aufgrund seiner komplexen Bebauung ein guter Ort,
ein solches Szenario durchzuspielen."
Kurz nach 22
Uhr: Zwei Stunden nach der Alarmierung treffen die Vertreter von Feuerwehr und
Klinikum zu einem kurzen Abschlussgespräch in der Cafeteria zusammen. Für die
Einsatzkräfte gibt es nach der fordernden Übung bei sommerlichen Temperaturen kühle
Getränke, dazu Leberkäse, Frikadellen, Spießbraten und Kartoffelsalat,
zubereitet von Küchenchef Mario Mohr. Alle Beteiligten wissen: Den Ernstfall
wollen sie nach Möglichkeit nie erleben. Und dennoch sind das Zusammenspiel und
das Miteinander immens wichtig, um für den "Worst Case" bestmöglich vorbereitet
zu sein.
Ein Feuer in der Physiotherapie. Versperrte Wege. Sechs verletzte Personen. Und er hatte sich dieses Szenario ausgedacht: Yannick Wagner. Physiotherapeut am Katholischen Klinikum. Hat am KKM seine Ausbildung absolviert und gehört seit mehr als zwei Jahren zum Team der "Physios" am Brüderkrankenhaus in Montabaur. Wagner ist aber auch Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Montabaur. Und als solcher ein Mitarbeiter, der beste Voraussetzungen mitbringt für eine Zusatzaufgabe am Katholischen Klinikum: Katastrophenschutzbeauftragter. 12 Stunden im Monat kümmert er sich um Katastrophenschutzpläne, die ständig kontrolliert und bei Bedarf weiterentwickelt werden. "Eine sehr interessante Aufgabe", sagt Wagner, der als Beauftragter auch im engen Austausch mit anderen Abteilungen des Klinikums steht. "Eine solche Übung ist für uns die ideale Möglichkeit zu überprüfen, wie die Abläufe im Ernstfall funktionieren und an welchen Stellen es möglicherweise noch Bedarf der Optimierung gibt."