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05.12.2017

Grüne Damen & Herren: Niemand soll alleine sein

Die rote Windjacke bereits über den Schultern und die Handtasche in der linken Hand steht sie abfahrtbereit am Fußende ihres Krankenbettes. Für Marianne Wolters (*) muss es jeden Moment soweit sein, bis sich die Türe öffnet und sie abgeholt wird. Nach Hause. Zu Ihrem Freund, wie sie sagt. „Heute ist doch Freitag, oder?“ Heide Hoepfner legt behutsam den Arm um die 88-Jährige. Ein warmes Lächeln, die Stimme ruhig: „Wie geht es Ihnen denn heute? Darf ich Ihnen ein Glas Wasser einschenken?“

?" Seit 17 Jahren ist sie als Grüne Dame nun schon ehrenamtlich für die Patienten am Brüderkrankenhaus in Montabaur im Einsatz. "Wir sind einfach da, hören zu, helfen, haben Zeit." Für Patienten wie Marianne Wolters. Die ältere Dame hoffte, es sei schon Freitag. Dabei ist erst Mittwoch. Und der letzte Besuch ist auch schon eine Weile her. Endlich mal wieder mit jemandem reden. Heide Hoepfner war nicht der erhoffte Fahrdienst, und doch kam sie genau zur rechten Zeit.

"Wir schenken den Menschen Zeit"

"Ich liebe Menschen und bin gerne mit ihnen zusammen", sagt Heide Hoepfner. Die ehemalige Bankangestellte leitete 14 Jahre lang die Ökumenische Krankenhaus-Hilfe (ÖKH) am Brüderkrankenhaus des Katholischen Klinikums Koblenz · Montabaur. Im Herbst 2017 - die ÖKH feierte ihr 20-jähriges Jubiläum in Montabaur - gab sie die Verantwortung an eine Nachfolgerin weiter. Als Grüne Dame aber bleibt sie an Bord, besucht auch weiterhin Patienten. "Niemand soll hier alleine sein, sich verloren fühlen. Und das ist unabhängig vom Alter. Wir schenken diesen Menschen unsere Zeit. Und die Patienten beschenken uns mit ihrer Dankbarkeit. Jeden Tag, an dem ich das Krankenhaus wieder verlassen darf, weiß ich noch mehr zu schätzen, dass ich gesund bin und am Ende des Tages wieder nach Hause gehen kann."

Eine andere Station, ein anderes Patientenzimmer. Angela Klumpp öffnet die Türe. "Guten Morgen!" Ein Lächeln, ein kurzer Händedruck. "Wie geht es Ihnen? Kann ich Ihnen bei etwas behilflich sein? Benötigen Sie etwas?" Für Angela Klumpp begann vor zwei Jahren ihre aktive Zeit bei den Grünen Damen und Herren. Mittlerweile hat sie die Leitung von Heide Hoepfner übernommen. "Ich habe in einer Arztpraxis gearbeitet und habe sehr gerne mit Menschen zu tun. Für mich stand immer fest, dass ich mich nach meiner aktiven Berufszeit ehrenamtlich engagieren möchte." Den Zeitungsausschnitt, in dem das Katholische Klinikum Unterstützung für das ÖKH-Team suchte, hatte sie extra ausgeschnitten. Dann lag er einige Zeit auf dem Schreibtisch. "Als mein Mann als Patient hier im Brüderkrankenhaus lag und er Besuch bekam von der ÖKH, war es auch für mich Zeit, aktiv zu werden."

Die Patientin, die sie heute früh besucht, freut sich über den Besuch. "Das ist eine tolle Sache", sagt Petra Dörr (*). Die 70-Jährige wurde bereits operiert, bekommt auch regelmäßig Besuch von der Familie. "Es ist dennoch sehr schön, einfach mal mit jemandem zu sprechen und zu sehen, dass sich hier so liebevoll um einen gekümmert wird." Nach ein wenig Smalltalk geht es für Angela Klumpp weiter ins nächste Patientenzimmer. "Ganz wichtig ist, sich auf den Patienten einzulassen und auch mal loszulassen. Den Menschen den Raum geben, den sie benötigen", sagt sie. "Selbst die jungen Menschen freuen sich, wenn wir bei Ihnen vorbeischauen. Natürlich sind die mit ihrer Kommunikation beschäftigt auf dem Smartphone oder dem Tablet. Trotzdem ist es für sie etwas Besonderes, wenn wir vorbeischauen und unsere Hilfe anbieten." Die Grünen Damen und Herren helfen dabei mit Worten und Taten, erledigen auch mal kleinere Besorgungen oder holen Geld am Bankautomat. "In der Vorwoche haben wir einem Patienten aus Berlin, der wegen eines medizinischen Notfalls in Montabaur war, frische Unterwäsche gekauft. Auch solche Aufgaben erledigen wir sehr gerne, wenn wir den Menschen damit helfen können." 

"Manchmal ist schweigen wertvoller als reden"

"Manchmal gehe ich natürlich auch nach dem Gespräch aus dem Zimmer und bin traurig", sagt Heide Hoepfner. "Mal ist es eine Diagnose, die betroffen macht. Oder Erzählung von der Familie und Freunden. Wenn Menschen sich einsam fühlen, macht auch mich das sehr betroffen. Immer die richtigen Worte zu finden ist nicht leicht. Und manchmal ist Schweigen wertvoller als reden." Für Marianne Wolters greift sie an diesem Tage noch zum Telefonhörer. Sie würde gerne ihren Freund wiedersehen, der ein Jahr älter ist als sie und bei der Schwester wohnt - erzählt die Patientin. Heide Hoepfner bekommt eine Telefonnummer und erfährt: Der Freund wohnt bei seiner Tochter, die auch am Telefon ist. Und er kann sie momentan nicht besuchen, weil er in wenigen Tagen erst ein neues Hörgerät bekommt. Selbst telefonieren sei derzeit leider unmöglich, berichtet die Tochter.

Heide Hoepfner überbringt die Nachricht - einfühlsam und besonnen. Und sie verspricht wiederzukommen, noch vor Freitag. Die 88-Jährige lächelt, wirkt glücklich. Da war jemand, der hat sich Zeit für mich genommen. Sie sagt es nicht, aber man sieht es ihr an: Der Besuch von Heide Hoepfner hat gut getan.

Die Grünen Damen und Herren am Katholischen Klinikum freuen sich über ehrenamtliche Unterstützung. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an folgende Ansprechpartner: Brüderkrankenhaus Montabaur, Angela Klumpp (Telefon 02602/122 5735); Marienhof und Brüderhaus Koblenz, Magdalena Scholz (Telefon 02603/13784) und Heidemarie Vollmer (Telefon 0261/52884).

(*) Name von der Redaktion geändert

 
 

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