05.09.2017
Mehr als 1.600 Patienten wurden innerhalb des ersten Jahres nach Start des telemedizinischen Schlaganfallnetzwerks Rheinland-Pfalz (TemeS-RLP) untersucht. Die Klinik für Neurologie/Stroke Unit des Katholischen Klinikums ist eine der sechs überregionalen Schlaganfalleinheiten im Netzwerk.
Seit dem 1. April 2016 bieten innerhalb des Netzwerkes sechs überregionale Schlaganfalleinheiten (Stroke Units) teleneurologische Konsile an, um Schlaganfälle in den teilnehmenden Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz rund um die Uhr sicher erkennen und auf fachlich höchstem Niveau therapieren zu können. "Es ist beeindruckend, wie hier im Telemedizinischen Schlaganfallnetzwerk
Rheinland-Pfalz moderne Informationstechnologie sinnvoll zum Wohle des
Patienten eingesetzt wird", sagt Prof. Dr. med. Johannes Wöhrle, Chefarzt der
Klinik für Neurologie/Stroke Unit am KKM. "Beim Hirninfarkt zählt jede Minute,
die für die Wiederherstellung der Hirndurchblutung und damit der Hirnfunktion
gewonnen werden kann." Seit Netzwerkbeginn nimmt die Zahl an untersuchten
Patienten stetig zu. Während in den ersten zwei Monaten insgesamt 159
Tele-Konsile abgehalten wurden, waren es nach sechs Monaten schon 705 Konsile.
Der 1000. Patient wurde schließlich Mitte November 2016 behandelt. In der Regel
dauert ein Konsil deutlich unter einer halben Stunde. Innerhalb des ersten
Jahres wurde bei insgesamt 802 Patienten (51,2 Prozent aller untersuchten Patienten)
die Diagnose eines akuten ischämischen Schlaganfalls gestellt.
Ischämische Schlaganfälle entstehen durch Gefäßverschlüsse,
während Hirnblutungen auf dem Zerreißen von Gefäßen beruhen. Bei ischämischen Schlaganfällen
dauern die Symptome mindestens einen Tag an, bei transitorisch-ischämischen
Attacken weniger als 24 Stunden. Von diesen 802 Patienten erhielten 113 (14,3
Prozent) eine systemische Lysetherapie zur medikamentösen Auflösung von
Gefäßverschlüssen. Insgesamt 41 Patienten
(5,2 Prozent) wurden für eine mechanische Intervention in ein
überregionales Zentrum verlegt. Bei Lysepatienten dauerte es im Schnitt 31
Minuten, bis nach Eintreffen im Krankenhaus eine systemische Lysetherapie durchgeführt werden konnte.
"Die Zahlen von TemeS-RLP haben alle unsere Erwartungen deutlich übertroffen", betont Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes
Rheinland-Pfalz bei ihrem Besuch am Klinikum Ludwigshafen. "Mit TemeS-RLP haben es
die Initiatoren geschafft, neurologische Expertise mit Hilfe der Telemedizin regionalen,
nicht neurologisch geführten Stroke Units durchgehend zur Verfügung zu stellen.
Schlaganfallpatientinnen und -patienten haben dadurch eine größere Chance,
rasch die geeignete Akuttherapie zu erhalten und als Folge ihr Leben lange
selbstbestimmt zu gestalten. Das ist der Weg, den wir mit unseren Partnerinnen
und Partnern in Rheinland-Pfalz gehen wollen: Frühzeitig Entwicklungen
anstoßen, die notwendig sind, damit wir die medizinischen und
gesundheitspolitischen Herausforderungen des demografischen Wandels meistern
können. Als Land haben wir TemeS-RLP in der Finanzierung daher auch gerne
unterstützt."
"Rund 16.000 Menschen erleiden jedes Jahr in Rheinland-Pfalz einen
Schlaganfall oder eine kurze Durchblutungsstörung des Gehirns", ergänzt Prof. Dr.
Armin Grau, Chefarzt der Neurologischen Klinik am Klinikum Ludwigshafen und Mit-Initiator
des Netzwerks. "Mit TemeS-RLP ist es uns gelungen, die Schlaganfall-Versorgung
in Rheinland-Pfalz in der Fläche zu verbessern. Die bisherigen Zahlen sind
äußerst ermutigend und spornen uns zu weiteren Verbesserungen an. Das Netzwerk wächst
und funktioniert."
Was
ist das Telemedizinische Schlaganfallnetzwerk Rheinland-Pfalz?
"Kern des telemedizinischen Schlaganfallnetzwerks sind die sechs überregionalen Schlaganfalleinheiten (Stroke Units) in Rheinland-Pfalz
(Katholisches Klinikum Koblenz · Montabaur, Klinikum Idar-Oberstein, Klinikum
Ludwigshafen, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier, Universitätsmedizin
der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern),
die sich täglich in einem 24-stündigen Bereitschaftsdienst abwechseln", erklärt
Priv.-Doz. Dr. Frederick Palm, Projekt-Koordinator des Netzwerks und Oberarzt
der Neurologischen Klinik am Klinikum Ludwigshafen. Als Spezialisten auf dem Gebiet
der Schlaganfallbehandlung stellen diese sechs Zentren ihre Expertise rund um
die Uhr für die teilnehmenden Krankenhäuser (derzeit nrun Kliniken) in Form von
Tele-Konsilen für alle Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall zur Verfügung.
Der diensthabende Schlaganfallexperte im Telestroke-Zentrum wird
dafür noch in der Notaufnahme sofort über eine Videokonferenz
zugeschaltet, kann den Patienten unmittelbar befragen und zusammen mit dem Arzt
vor Ort neurologisch untersuchen. Gleichzeitig werden die Computertomographie-Bilder
des Patienten innerhalb weniger Sekunden zur Beurteilung in das Zentrum
überspielt. Der Schlaganfallexperte kann dann entscheiden, ob eine Lysetherapie
(Auflösung der Gefäßverschlüsse) durchgeführt werden kann oder eine Thrombektomie
(kathetergebundene Gefäßeröffnungen) eingeleitet werden muss. Im letzteren Fall
wird der Patient in ein geeignetes, gut erreichbares Krankenhaus verlegt. Finanziert
wird das Netzwerk der überregionalen Stroke Units in TemeS-RLP durch das Land
Rheinland-Pfalz sowie durch Pauschalbeiträge der teilnehmenden Häuser.
Die Klinik für Neurologie/Stroke Unit am KKM
Die Klinik für Neurologie/Stroke Unit im Brüderhaus Koblenz diagnostiziert
und therapiert das gesamte Spektrum neurologischer Erkrankungen -
eingeschlossen die neurologische Intensivmedizin. Die überregionale und zertifizierte
Stroke Unit ist neben Mainz und Ludwigshafen die größte in Rheinland-Pfalz. Die
neurologische Behandlung wird am KKM von einem Netzwerk physiotherapeutischer,
ergotherapeutischer und logopädischer Maßnahmen begleitet. Folgende
neurologische Erkrankungen werden behandelt: Schlaganfall, Parkinson, Bewegungsstörungen,
Epilepsie, Multiple Sklerose, Entzündliche ZNS-Erkrankungen, Hirnleistungsstörungen,
Kopfschmerzen, Schwindel, Periphere Nervenlähmungen und Muskelerkrankungen.