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04.12.2020

KKM-Expertin: Wie Kommunikation auch mit Maske gelingt

KKM-Expertin: Wie Kommunikation auch mit Maske gelingt

Der Mund-Nase-Schutz ist derzeit unser ständiger Begleiter. In Geschäften, Gebäuden, im Nahverkehr, im Klassenzimmer – überall dort, wo wir auf andere Menschen treffen und länger zusammen sind, heißt es: Maske aufsetzen! Wie das unsere Kommunikation verändert und unsere Stimme beeinflussen kann, erklärt Logopädin Dr. Patricia Sandrieser (Therapiezentrum Brüderhaus am Katholischen Klinikum Koblenz · Montabaur).

Frau Dr. Sandrieser, die Stimme ist gedämpft, die Mimik fehlt – wie verändert die Maske unsere Kommunikation?

Die Mimik ist ein ganz wichtiger Bestandteil unserer Kultur. Sie hilft uns, die Bedeutung von Worten zu unterscheiden. So erkennen wir am Gesichtsausdruck die Bedeutung des Gesagten, zum Beispiel Ironie. Das ist mit der Maske schwieriger. Von Patienten hören wir immer wieder, dass es ihnen schwerer fällt, Menschen wiederzuerkennen, die sie noch nicht so oft gesehen haben. Wir haben durch die Maske weniger Anhaltspunkte, ein Gesicht zu erkennen. Auf der phonetischen Ebene dämpft eine Maske alles, was wir sagen. Wir müssen lauter sprechen und die anderen müssen sich oft mehr anstrengen, um etwas zu hören. Kommen zudem laute Umgebungsgeräusche hinzu, müssen wir deutlicher und langsamer sprechen, damit die Kommunikation gelingt.

Manche Menschen haben eine leise Stimme, andere strengt das laute und deutliche Sprechen an. Wie bekommt man das nun in den Griff?

Es gibt durchsichtige Masken, damit kann mein Gegenüber auch mein Mundbild sehen und ich muss nicht zu laut sprechen. Diese nutzen wir bei schwerhörigen oder dementen Patienten, bei denen wir merken, dass die Masken zu einer großen Irritation führen und Gespräche gar nicht möglich wären. Solche durchsichtigen Modelle gibt es inzwischen von der einfachen Variante bis hin zur Maske mit Filterfunktion.

Was kann man darüber hinaus machen, um gut verstanden zu werden?

Wer vor größeren Gruppen spricht, kann ein Headset nutzen. Vielrednern rate ich, immer wieder zu überprüfen, ob der gesamte Körper angespannt ist. Wenn wir uns überanstrengen, ziehen wir oft die Schultern hoch und das führt zu Nacken- und Kopfschmerzen. Also zwischendurch immer wieder Lockerungsübungen machen und sich bewegen. Kurze Pausen nutzen und am geöffneten Fenster oder im Freien ohne Maske einige Male tief durchatmen. Wer viel und schnell spricht, sollte sich beim Gegenüber immer wieder rückversichern, ob dieser alles verstanden hat. Man selbst unterbricht den anderen ja meist nicht direkt, sondern reimt sich den Sinn erstmal aus dem Zusammenhang zusammen. Also immer wieder fragen: War das deutlich so? Konnten Sie mich gut verstehen? Besonders wichtig ist das, wenn man mit Menschen spricht, die gehandicapt oder kognitiv beeinträchtigt sind oder unsere Sprache nicht so gut verstehen. Und darauf achten, dass keine Umgebungsgeräusche ablenken, also das Radio abschalten und die Türe schließen.

Die Mimik hilft uns, den anderen zu verstehen. Mit Maske wird das schwerer.

Und wenn dann doch die Stimme nachlässt?

Wer heiser wird, weil er lauter spricht als sonst, sollte nicht einfach mit Kraft weitersprechen. So treiben wir die Stimme in die Erschöpfung und können sie zum völligen Zusammenbruch bringen. Unbedingt Stimmruhe einhalten und viel trinken. Auch Räuspern und Flüstern sind sehr schädlich für die Stimmbänder.

Helfen Bonbons oder spezielle Drops für die Stimme?

Viele Bonbons enthalten ätherische Öle, die die Schleimhäute eher austrocknen. Ein guter Tipp ist, Ananasstückchen einzufrieren und dann zu lutschen. Die Säure regt die Speichelproduktion an, was ja auch der Sinn des Lutschens ist. Was den Mund eher austrocknet, das merken wir etwa bei Kamillentee, ist nicht so gut. Alles, was ein angenehm feuchtes Gefühl im Mund verursacht, hilft. Inhalieren ist auch eine gute Sache. Außerdem sollten wir auf eine ausreichende Luftfeuchtigkeit in den Räumen achten. Da hilft das häufige Lüften nun.

Wie beeinflusst das lange Tragen der Maske unsere Atmung?

Mit der Maske atmen wir gegen einen Widerstand. Je nachdem aus welchem Material sie ist, erfordert das etwas mehr Anstrengung. Allerdings: Ein gesunder Mensch schafft das mit seiner Lungenkraft. Nicht zu unterschätzen ist hier der psychologische Moment: In Belastungs- oder Ausnahmesituationen empfindet man es womöglich eher als unangenehm, einen Fremdkörper am Mund zu haben. Daher so oft es geht, die Maske absetzen und am geöffneten Fenster in Ruhe durchatmen. Ich habe aber auch schon Patienten erlebt, deren Lungenkapazität nicht so gut war und für die eine etwas dickere Stoffmaske dennoch keine zusätzliche Atembelastung darstellte. Der selbstgenähte Mund-Nase-Schutz der Tochter war für sie eher ein Zeichen, dass jemand an sie denkt und so etwas wie ein persönlicher Schutz.

Wenn wir nun mit der Maske etwas achtsamer miteinander umgehen, uns öfter rückversichern, ob wir gut verstanden werden, könnte das zu mehr gegenseitigem Verständnis führen?

Ich erlebe viele Beispiele, dass Menschen sich bemühen, die Kommunikation weiter gut laufen zu lassen und bereit sind, dafür einen Einsatz zu geben. Sie gehen aufeinander ein, achten aufeinander und nehmen Rücksicht. Eine Frau sagte mir kürzlich: „Sie lächeln, das kann ich trotz Maske an Ihren Augen sehen.“ Starke Emotionen können wir auch an einem „halben“ Gesicht gut erkennen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Judith Hens.

 
 

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