15.10.2021
Die Entwicklung in der seit nunmehr acht Jahren etablierten Klinik für Innere Medizin/Elektrophysiologie & Rhythmologie am Marienhof des Katholischen Klinikums Koblenz Montabaur schreitet weiter voran. Am KKM wird zum Beispiel der kleinste Herzschrittmacher der Welt eingesetzt.
Die
Schwerpunkte der Klinik umfassen alle Verfahren Katheter-gestützter
Behandlungen von Herzrhythmusstörungen sowie die Schrittmacher- und
Defibrillator-Therapie. Unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. Osman Balta konnte
das Team in den vergangenen Jahren weiter wachsen und zudem vier Monitorbetten
auf der rhythmologischen Station eingerichtet werden. „Auch die Zusammenarbeit
mit den niedergelassenen Kollegen sowie den umliegenden Krankenhäusern hat sich
hervorragend entwickelt“, sagt Dr. Balta.
Der
Chefarzt und seine beiden Oberärzte, Dr. med. Osman Aschraf und Dr. med. Thomas Fischbach, beobachten eine steigende Zahl an Patienten, die an Vorhof-Flimmern
leiden. „Das ist primär keine lebensgefährliche Rhythmusstörung, allerdings
sind fast 40 Prozent aller Schlaganfälle auf das Vorhofflimmern zurückzuführen“,
sagt der Chefarzt. Eine Blutverdünnung vermeidet einen Schlaganfall. „Allerdings
braucht nicht jeder Patient eine Blutverdünnung. Hier ist es sehr wichtig zu
eruieren, ob eine Blutverdünnung indiziert ist.
Besteht allerdings eine erhöhte Blutungsgefahr oder eine Kontraindikation
kann die Prädilektionsstelle für Thrombenbildung, das linke Vorhof, mittels
eines Verschluss-Systems verschlossen werden.“ Zahlreiche Vorhofohrverschlusse
wurden in der Klinik bereits durchgeführt. Die Blutverdünnung oder auch der
Vorhofohrverschluss therapieren allerdings nicht das Vorhofflimmern. Hier
werden andere Maßnahmen wir eine Pulmonalvenen-Isolation durchgeführt.
Der kleinste Herzschrittmacher der Welt
Vor
rund 60 Jahren wurde der erste Herzschrittmacher implantiert. Heute gibt es
bereits unterschiedliche Schrittmachersysteme (eine Kammer, zwei Kammern, drei
Kammern). Je nach Indikation werden diese in örtlicher Betäubung und leichter
Sedierung implantiert. Das KKM hat am Marienhof bereits im vergangenen Jahr das
„Micra AV-System“ – den weltweit kleinsten Herzschrittmacher – eingesetzt, der
völlig ohne Kabel auskommt und eine atrioventrikuläre (AV) Synchronität
bereitstellt. Dieser neue Herzschrittmacher wurde für die Behandlung von
Patienten entwickelt, bei denen eine konventionelle Implantation nicht möglich
oder nicht erwünscht ist.
Die
sogenannte Kardiokapsel kommt mit einem Zehntel der Größe herkömmlicher
Schrittmacher aus und kann deswegen minimalinvasiv direkt über die Leiste ins
Herz implantiert werden. Es sind keine Elektroden oder eine chirurgische
„Tasche“ unter der Haut erforderlich, der Schrittmacher ist dadurch für den
Patienten unsichtbar. „Dies ist ein großer Fortschritt in der medizinischen
Versorgung von Schrittmacherpatienten.“, sagt Chefarzt Dr. Balta, der den
Schrittmacher bereits mehrfach implantiert hat.
Modernste Verfahren im Einsatz
Eine
weitere Neuigkeit ist die sogenannte HIS-Bündel-Stimulation. In der Regel wird
die Kammersonde an die Spitze des rechten Ventrikels implantiert. Dies stellt
allerdings eine unphysiologische Erregungsausbreitung beider Kammern dar. Vor
allem bei Patientin mit bereits geringer Herzleistung kann diese Art der
Stimulation zur weiteren Reduktion der Herzleistung und der
Herzinsuffizienz-Symptome führen. Bei Patientin mit Herzinsuffizienz muss neben
der kardialen Resynchronisations-Therapie die HIS-Bündel-Stimulation in
Betracht gezogen werden. Je nach Krankheitsbild muss die Indikation zur
jeweiligen Stimulationsart gestellt werden. Auch diese Art der
Herzschrittmacherimplantation wird im Marienhof angeboten.
Ein
AV-Block ist eine Herzkrankheit, bei der die elektrische Reizleitung zwischen
den Kammern des Herzens (Vorhöfe und Ventrikel) gestört ist. Schrittmacher, die
verbreitetste Behandlungsmethode bei AV-Block, tragen zur Wiederherstellung des
normalen Herzrhythmus bei und lindern Symptome wie Kurzatmigkeit, Schwindel
oder Ohnmacht, indem sie die elektrische Aktivität der Vorhöfe und Ventrikel
koordinieren. Wenn dieser Prozess – als AV-Synchronität bekannt – erreicht ist,
haben Patienten eine bessere Lebensqualität und die Durchblutung vom linken
Ventrikel ist wieder erhöht. In Deutschland tragen etwa 1 Millionen Menschen einen
Herzschrittmacher. Jährlich werden rund 35.000 Patienten mit einem
AV-Block-Leiden versorgt.
„Um den Patienten eine adäquate Medizin zu bieten, müssen wir mit der Wissenschaft gehen. Allerdings muss immer eine individuelle, für den jeweiligen Patienten angepasste Therapie angeboten werden, welche einer jahrelangen Erfahrung bedarf“, sagt Dr. Balta und fügt hinzu: „Es freut mich auch, dass wir durch die gute Zusammenarbeit mit dem Team der Inneren Medizin/Kardiologie alle Therapieoptionen der Kardiologie und Rhythmologie anbieten können“.
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