30.06.2017
Die Schmerzen waren kaum mehr zu ertragen. Und auch der Bewegungsapparat war längst eingeschränkt. Der Rücken machte nicht mehr mit, alle bisherigen Therapien brachten nicht den gewünschten Erfolg. Doch es gibt neue Hoffnung: Am Katholischen Klinikum Koblenz Montabaur wurde jetzt erstmals ein neuartiger Neurostimulator eingesetzt.
Dieses von einem irischen Unternehmen in
Zusammenarbeit mit Ärzten aus mehreren Ländern entwickelte Implantat aktiviert
die Haltemuskulatur der Lendenwirbelsäule. Sie unterbricht dadurch den
Kreislauf aus Fehlhaltungen und chronischen Schmerzen. Unter der Leitung von
Dr. med. Francis Kilian (Chefarzt der Wirbelsäulenchirurgie) wurde nun erstmals
ein solcher Stimulator implantiert. Schnell zeigten sich erste positive
Behandlungserfolge.
Klinische
Studien und der erste Behandlungserfolg in Koblenz zeigen, dass die neuartige
Therapie Rückenschmerzen und Einschränkungen erheblich lindern kann und die
Lebensqualität bedeutend verbessert. "Mit dieser Therapie können wir denjenigen
Patienten eine neue Perspektive geben, die unter schwer behandelbaren
chronischen Schmerzen an der Lendenwirbelsäule leiden", sagte Dr. Kilian. "Sie
kann außerdem dazu beitragen, langfristige Schmerzmittel-Injektionen und die
Einnahme von Opioiden ebenso zu vermeiden wie frühzeitige Operationen an der
Wirbelsäule."
Kern
der Therapie ist das neuartige Neurostimulator-System ReActiv8®. Es
aktiviert durch elektrische Stimulation die Muskelbündel, die für die
dynamische Stabilität der Lendenwirbelsäule verantwortlich sind. Die schwachen
Stimulationsimpulse fließen durch zwei dünne Drähte, die bei dem Patienten in
einem kurzen Eingriff an den Bewegungsnerven dieser Muskelbündel platziert
werden. Stromquelle und Steuerelektronik sitzen in einem Kästchen von der Größe
einer Streichholzschachtel, das in einer Hauttasche oberhalb des Gesäßes
implantiert wird. Weil diese Therapie die Ursachen der Schmerzen beseitigen
hilft, wird sie als wiederherstellende oder restaurative Neurostimulation
bezeichnet. Dieser Neurostimulator wurde nun weltweit erstmalig am KKM
implantiert.
"Die Therapieabgabe wird vom Patienten zweimal täglich mit
einer Fernbedienung gestartet, und während dreißig Minuten spürt er, wie sich
die Muskeln im unteren Rücken abwechselnd zusammenziehen und entspannen", sagte
Dr. Kilian, "In wenigen Wochen beginnen Körper und Gehirn, diese Muskeln wieder
zu verwenden, um die Bewegungen und Fehlhaltungen zu verhindern, die für die
Rückenschmerzen verantwortlich sind."
ReActiv8 hat nach umfangreichen klinischen Studien die
CE-Kennzeichnung erhalten und ist damit das einzige in Europa zugelassene
implantierbare Neurostimulationssystem zur Behandlung der Ursachen von
chronischen Kreuzschmerzen. Außerdem wird der Verlauf der ersten Behandlungen
in Deutschland in einem so genannten Register erfasst. "Damit können die
behandelnden Ärzte den Erfolg der Therapie und die Qualität der Behandlung
konsequent dokumentieren", sagte Dr. med. Francis Kilian. Für welche Patienten
mit chronischen Kreuzschmerzen das neuartige Behandlungsverfahren geeignet ist,
lässt sich mit einer Voruntersuchung feststellen. Die Therapie steht Privat-
und Kassenpatienten offen.
Klinik für Wirbelsäulenchirurgie
Katholisches Klinikum Koblenz · Montabaur
Brüderhaus Koblenz
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56073 Koblenz
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