08.10.2019
Als die ersten Einsatzkräfte eintreffen, hat der Rauch die gesamte Station im Griff und versperrt den Blick. Irgendwo am Ende des Ganges muss ein Feuer ausgebrochen sein. Irgendwo am Ende des Ganges rufen Menschen - eingeschlossen in den Flammen - nach Hilfe. Und auch wenn alle Beteiligten wissen, dass dies nur ein Übungsszenario ist, schießt sofort das Adrenalin in den Körper, steigen Anspannung und Stresspegel. Mit einer groß angelegten Brandschutzübung hat das Katholische Klinikum Koblenz · Montabaur einen Ernstfall geprobt, von dem alle Beteiligten hoffen, dass er niemals eintreten wird. Mehr als 90 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Polizei sind an diesem Vormittag am Brüderkrankenhaus in Montabaur im Einsatz - in einem Übungsszenario, das allen Beteiligten alles abverlangen wird.
"Wir haben eine besondere Fürsorgepflicht für unsere Patienten", sagt Werner Hohmann, Hausoberer am Katholischen Klinikum. "Wir wissen, dass eine solche Lage - das haben die vergangenen Wochen an anderen Krankenhäusern in Deutschland gezeigt - jederzeit passieren kann. Wir müssen bestmöglich für einen solchen Fall gerüstet sein. Dies ist nur möglich, wenn wir ein solches Szenario eng mit den beteiligten Einsatzkräften üben - auch, um mögliche Schwachstellen zu erkennen."
Das Krankenhaus hatte eine Station, die aktuell für eine Renovierung geräumt wurde, zu Übungszwecken zur Verfügung gestellt. Das Szenario: Auf der Station ist ein Feuer ausgebrochen. Das Pflegepersonal konnte erste Patienten und Verletzte in Sicherheit bringen. Andere sind noch eingeschlossen. Insgesamt gilt es 20 Verletzte, darunter ein Schwerverletzter, zu bergen und zu versorgen. Die eingeschlossenen Personen werden unter anderem von Außen mit einer Drehleiter aus dem "brennenden" Gebäudeteil befreit. Das Rote Kreuz hat einen Bereich eingerichtet auf der Rückseite des Gebäudes, in dem die Verletzten erstversorgt werden.
"Auch wenn man weiß, dass es nur eine Übung ist: Man spürt sehr schnell auch in der eigenen Rolle die Anspannung", sagt Werner Hohmann. "Man wird hereingezogen in die Realität einer solchen Situation. Das macht sicherlich auch den hohen Wert dieser Übung aus." Ähnlich erging es auch Daniel Nauroth, dem Klinikmanager des Brüderkrankenhauses: "Ich war am Anfang eigentlich relativ entspannt, wohlwissend, dass es sich um eine Übung handelt. Aber je mehr Einsatzkräfte vor Ort waren, umso größer wurde die Anspannung. Und wenn man sich dann auch selbst vor Ort ein Bild der Lage macht, bekommt man eine ganz andere Wahrnehmung. Man funktioniert und handelt, bekommt auf einen Schlag sehr viele Informationen und muss diese strukturiert und ruhig verarbeiten. Das ist sicherlich eine große Herausforderung."
Die "übende Truppe" bestand an diesem Tag nicht nur aus den Einsatzkräften von Feuerwehr und Rotem Kreuz, sondern eben auch aus Pflegekräften, Ärzten, Verwaltungsmitarbeitern (Technik, Pressestelle) und der Krankenhausleitung, die in solchen Fällen einem klar strukturierten Einsatzplan folgt. Nach der Alarmierung der Klinikleitung wurde eine Krankenhaus-Einsatzleitung gebildet, die in engem Austausch mit der Einsatzleitung der Feuerwehr stand. Einzelne Übungs-Szenarien wie Rückfragen besorgter Angehöriger oder das Eintreffen von Journalisten am Ort des Geschehens wurden ebenso simuliert. Alle Beteiligten Kräfte wurden von zahlreichen Beobachtern begleitet, die ganz gezielt nach Schwachstellen in den Abläufen suchten. Zeitnah werden sich Vertreter des Krankenhauses und der Einsatzkräfte nun zusammensetzen, um die Beobachtungen auszuwerten.
"Für uns ist eine solche Übung immer ein sehr spannendes Ereignis, von dem wir natürlich alle hoffen, dass der Ernstfall niemals eintreten wird", sagte Hans-Joachim Klimke. Während der stellvertretende Wehrleiter der Feuerwehr Montabaur den Übungseinsatz leitete, fungierte Wehrleiter Jens Weinriefer als einer der Beobachter. "Die enge Zusammenarbeit zwischen den Einsatzleitungen von Feuerwehr und Krankenhaus ist immens wichtig", unterstrich Klimke. "Diese Situation erfolgreich zu meistern haben wir heute erfolgreich geübt. Im Ernstfall wären heute mindestens 200 Einsatzkräfte der Feuerwehr vor Ort gewesen."