19.03.2024
Die Gesundheits- und Sozialunternehmen in Deutschland sind im Umbruch. Nie war die Veränderung der Branche so dynamisch, so massiv und so unsicher. Nur mit Weitblick, Mut und Veränderungswillen lassen sich die bevorstehenden Aufgaben gemeinsam lösen. Das Regionale Steuerungsboard der BBT-Region Koblenz-Saffig hat sich gemeinsam der strategischen Zielsetzung der Einrichtungen angenommen. Doch was bedeutet dies konkret für die Mitarbeitenden? Diese und viele weitere Fragen beantworten die beiden Regionalleitern Frank Mertes und Jérôme Korn-Fourcade.
Wie hat sich die BBT-Region Koblenz-Saffig im Jahr 2023 weiterentwickelt?
Jérôme Korn-Fourcade: 2023 war für uns alle in der
BBT-Region Koblenz-Saffig ein sehr besonderes und vor allem herausforderndes
Jahr. Die nach wie vor anhaltende Diskussion über eine große Krankenhausreform,
gesetzliche Änderungen in fast allen Bereichen unserer Einrichtungen und die
Nachwirkungen der drei Pandemiejahre sind nur einige der Herausforderungen, die
wir gemeinsam zu bewältigen hatten. Trotzdem herrscht bei uns kein Stillstand
und wir entwickeln unsere Angebote kontinuierlich weiter. In Bezug auf unsere
geplante bauliche Zusammenführung der beiden KKM-Betriebsstätten am Standort
Koblenz sind wir gut mit dem Generalplaner-Team unterwegs und auch die
Abstimmungen mit dem Gesundheitsministerium und anderen Behörden für dieses
wichtige Vorhaben laufen nach wie vor im Plan. Das hat uns in 2023 an vielen
Stellen beschäftigt und wird auch in 2024 weiterhin eines der großen Schwerpunktthemen
sein.
Für unser Hausarzt MVZ LandarztPlus haben wir im 2. Halbjahr
Gespräche zur Ausgründung der ersten Filialpraxis in der Verbandsgemeinde
Montabaur geführt und in unseren Facharzt-MVZs sind wir vor allem im Bereich
der Psychotherapie nochmals gewachsen. Sowohl in der Fachklinik in Saffig als
auch am KKM haben wir in der Umsetzung der geförderten Digitalisierungsprojekte
aus Krankenhauszukunftsgesetz Stück für Stück neue Programme und Module in
Betrieb genommen und kommen dem Ziel einer vollständig digitalen Patientenakte
immer näher. Kurz vor Jahresende hat uns dann die erfreuliche Nachricht
erreicht, dass in 2024 der Medizincampus Koblenz, also eine Außenstelle der
Universität Mainz zur Ausbildung junger Medizinerinnen und Mediziner noch
während des Studiums, tatsächlich Realität wird. Als einer der Campuspartner
hier vor Ort freuen wir uns nach über fünf Jahren Arbeit, dass die gemeinsamen
Bemühungen der beteiligten Krankenhausträger jetzt endlich Früchte tragen.
Kurzum, es war auch im vergangenen Jahr wieder vieles in Bewegung und wir haben
die für unsere Strategie wichtigen Themen mit einer starken und engagierten
Dienstgemeinschaft weiter nach vorne bringen können. Dafür an dieser Stelle
bereits ein großes Dankeschön an alle Kolleginnen und Kollegen in unserer
Region.
Frank Mertes: Neben den medizinischen Themen und der Digitalisierung unserer Patientendokumentation in den Kliniken rollen wir seit dem vergangenen Jahr sukzessive unser neues Dienstplansystem für die Gesundheitsdienste aus. Im Bereich der Teilhabedienste der Barmherzigen Brüder Saffig haben wir im April am Standort Andernach unser PIKSL-Labor eröffnet und bieten somit niedrigschwellige Unterstützung bei digitalen Fragen des Alltags an. Im November wurde am Standort Saffig das neue Gästehaus als Inklusionsbetrieb eröffnet und für den WfBM-Standort in Plaidt haben wir die Bauzielplanung zur Erweiterung aktualisiert. Auch hier entwickeln wir unsere Angebote konsequent weiter und freuen uns sehr, dass diese auch sehr gut angenommen werden. Dem Dank an die Kolleginnen und Kollegen der Dienstgemeinschaft für ein erneut starkes Jahr 2023 schließe ich mich an dieser Stelle gerne an.
Welche großen Themen stehen im Jahr 2024 auf der Agenda für die BBT-Region Koblenz-Saffig?
JKF: Wie bereits erwähnt, ist vor allem die Standortkonzentration des
KKM in Koblenz ein großes und sehr wichtiges Projekt, bei dem wir weiter am
Ball bleiben müssen. Darüber hinaus werden wir gemeinsam mit den
Führungskräften unsere Medizinstrategie überarbeiten und an neue Gegebenheiten
anpassen. Gleichzeitig müssen wir die Nachbesetzung einiger altersbedingt
ausscheidender Chefärzte und Direktoriumsmitglieder gestalten und unsere
klinischen und pflegerischen Prozesse mit den neuen Möglichkeiten der
digitalisierten Dokumentation abgleichen. Am Brüderkrankenhaus in Montabaur
planen wir den 2. Bauabschnitt der Zentralen Notaufnahme und auch am Marienhof
müssen wir in diesem Bereich tätig werden, um die Zeit bis zur Fertigstellung
des Neubaus gut zu überbrücken. Es gibt also auch im neuen Jahr viel zu tun und
das packen wir mit großer Freude und Zuversicht an.
FM: Im Bereich der Seniorendienste werden wir uns in 2024 auf den Weg
machen zeitgemäße ambulante und tagespflegerische Angebote zu implementieren.
Im Zuge des angestoßenen Transformationsprozesses der BBT-Gruppe auf
Trägerebene werden darüber hinaus die Themen Führungskräfteentwicklung und
Personalentwicklung an zusätzlicher Bedeutung gewinnen. 2024 wird ein
spannendes Jahr, in dem wir sowohl zwischen den Einrichtungen der Region als
auch mit externen Partnern weiter an einer guten Vernetzung der
Versorgungsstrukturen arbeiten werden.
Wie zukunftsfähig ist die Region mit Blick auf die
Themen Ausbildung und Bildungscampus aufgestellt?
FM: Der Bildungscampus am Standort Koblenz platzt förmlich aus allen
Nähten und soll räumlich in einem 2. Bauabschnitt nochmal erweitert werden. In
Bezug auf das Thema Digitalisierung sind wir an dieser Stelle bereits sehr gut
aufgestellt. Das hat uns vor allem die Zeit der Corona-Pandemie aufgezeigt und
darauf sind wir sehr stolz. Wir engagieren uns in diesem Bereich auch bei der
Etablierung des ersten Studiengangs Physician Assistant, der im Wintersemester
an der Universität Kaiserslautern startet und über den wir Kolleginnen und
Kollegen aus Gesundheitsfachberufen Weiterentwicklungsmöglichkeiten in einem
neuen Berufsbild eröffnen wollen. Gleiches gilt für die akademische Ausbildung
von Hebammen und anderen Gesundheitsfachberufen.
Wie kann es in der BBT-Region Koblenz-Saffig
gelingen, Mitarbeitende zu binden und neues Personal zu finden?
FM: Die Auszeichnung des Wochenmagazins Stern für das KKM als Top-Arbeitgeber im Bereich der Pflege ist für uns ein Indiz, dass wir, allen Herausforderungen des Gesundheits- und Sozialwesens zum Trotz, eine gute Absprunghöhe haben, um mit neuen Maßnahmen auf dieses Thema aufzusetzen. Da gibt es nicht die eine einfache Antwort oder die Top-3-Maßnahmen um dieses komplexe Thema zu beschreiben. Ein Ansatzpunkt für uns ist die bereits erwähnte stärkere Fokussierung auf die Entwicklung und Förderung unserer Führungskräfte und von weiterbildungswilligen Kolleginnen und Kollegen. Neben neuen Ansätzen im Bereich des Personalmarketings ist es uns aber auch wichtig die Mitarbeitenden im Bestand nicht zu vergessen und auch für sie und ihre Situation am Arbeitsplatz weiter Dinge zum Guten zu bewegen.
JKF: Der beste Werbeträger für unsere Einrichtungen und für uns als
Arbeitgeber sind und bleiben wir als Mitglieder der BBT-Dienstgemeinschaft
selbst. Wenn wir den großen Herausforderungen und den vielfältigen
Veränderungen in unserer Gesellschaft auch in Zukunft mit einer positiven
Grundhaltung begegnen, dann sind wir für Menschen die diese Haltung teilen ein
attraktiver Arbeitsort. Trotzdem müssen wir uns auch mit veränderten
Rahmenbedingungen und Anforderungen auseinandersetzen. Das gilt zum Beispiel für
Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder für
Ansätze zur nachhaltigen Gesunderhaltung der Kolleginnen und Kollegen über
unser Programm „Gesunde Organisation“. In 2024 wird es turnusmäßig eine
gruppenweite Mitarbeiterbefragung geben aus der wir uns ebenfalls Feedback und
Anregungen zur weiteren Verbesserung von Arbeitsbedingungen erhoffen. Da können
wir an dieser Stelle bereits herzlich zur regen Teilnahme einladen und
aufrufen.